Übersetzer Karl Dedecius tot :
Er brachte uns Polens Literatur

Von Stefanie Peter
Lesezeit: 4 Min.
Der Lyriker Tadeusz Rózewicz schrieb einmal, er sei ein Übersetzer, der „die verworrene Sprache verschiedener Völker so lange in für diese Völker verständliche Sprachen übersetzt, bis diese Völker ihre Literaturen und einander liebgewinnen“: Karl Dedecius.
Von ihm konnte man lernen, wie Sprache und Literatur als Mittel der Völkerverständigung taugen. Der große Übersetzer Karl Dedecius ist in Frankfurt im Alter von 94 Jahren gestorben. Ein Nachruf.

Dass Dichter ihren Übersetzern selbst Gedichte widmen, ist eher die Ausnahme. Nicht so im Fall von Karl Dedecius. Ihm haben Größen der polnischen Literatur wie Zbigniew Herbert oder Tadeusz Rózewicz bewundernde Verse zugeeignet. Und in einem Brief beschreibt der Breslauer Lyriker treffend, was seinen Generationsgenossen und Freund Karl Dedecius angetrieben haben mochte, dass er sich ein halbes Jahrhundert lang einer einzigen Sache, der Vermittlung polnischer Literatur in Deutschland, verschrieb: Dedecius sei „ein Übersetzer, der im Schweiße seines Angesichts versucht, die Sünde unserer Vorfahren gutzumachen, und die verworrene Sprache verschiedener Völker so lange in für diese Völker verständliche Sprachen übersetzt, bis diese Völker ihre Literaturen und einander liebgewinnen.“

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