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Medien Elisabeth Wiedemann †

Mehr als nur Ekel Alfreds „dusselige Kuh“

Feuilletonredakteur
Die Familie Tetzlaff: Heinz Schubert als Vater Alfred Tetzlaff (2.v.r.), Elisabeth Wiedemann als seine Frau Else (2.v.l.), Hildegard Krekel als Tochter Rita (r,) und Diether Krebs als Schwiegersohn Michael Die Familie Tetzlaff: Heinz Schubert als Vater Alfred Tetzlaff (2.v.r.), Elisabeth Wiedemann als seine Frau Else (2.v.l.), Hildegard Krekel als Tochter Rita (r,) und Diether Krebs als Schwiegersohn Michael
Die Familie Tetzlaff: Diether Krebs als Schwiegersohn Michael, Elisabeth Wiedemann als Mutter Else, Heinz Schubert als Vater Alfred Tetzlaff und Hildegard Krekel als Tochter Rita (...von links)
Quelle: picture alliance / dpa /Hans Dürrwald
In der legendären Serie „Ein Herz und eine Seele“ musste Elisabeth Wiedemann sich als Else Tetzlaff regelmäßig mit „dusselige Kuh“ beschimpfen lassen. Diese Rolle blieb an der Schauspielerin haften.

Elisabeth Wiedemann ist vielleicht das tragischste Beispiel einer Schauspielerin, die in ihrem langen Leben viele Rollen gespielt hat, aber am Ende für nur eine einzige im Gedächtnis geblieben ist. In Wiedemanns Fall verknüpft sich die Erinnerung an die Rolle auch noch mit der beleidigenden Anrede „dusselige Kuh“. So nannte Alfred „Ekel“ Tetzlaff in der unfassbar erfolgreichen Siebzigerjahre-Fernsehserie „Ein Herz und eine Seele“ seine Ehefrau Else, wenn diese wieder mal gewagt hatte, eine seiner rassistischen und reaktionären Tiraden in Frage zu stellen oder auch bloß nicht gebührend zu würdigen.

Epochenwandel in einer Kleinbürgerfamilie

Elisabeth Wiedemann spielte von 1973 an die Else Tetzlaff in der Serie, die Wolfang Menge nach dem Vorbild des britischen Originals „Til Death Do Us Part“ geschrieben hatte. Ihren Gatten verkörperte der Brecht-Schauspieler Heinz Schubert, der auch Jahrzehnte brauchte, bis er sich mit „Der große Bellheim“ in den Neunzigern aus dem langen, finsteren Schatten von Ekel Alfred befreien konnte.

Schubert starb 1999. Hildegard Krekel, die die Tochter des Ehepaars Tetzlaff gespielt hatte, erlag 2013 einer Krebserkrankung, daran war im Jahr 2000 auch schon Diether Krebs gestorben. Der stritt sich in „Ein Herz und eine Seele“ als Juso-Schwiegersohn besonders intensiv und unterhaltsam mit Vater Tetzlaff. Wolfgang Menge ist 2012 gestorben, Helga Feddersen und Klaus Dahlen, die irgendwann die Rollen der Mutter und des Schwiegersohns übernommen hatten, sind schon seit 1990 beziehungsweise 2006 tot. Elisabeth Wiedemann war die letzte Überlebende einer Serie, die man getrost als eine Legende des deutschen Fernsehens bezeichnen darf.

Ein bisschen wie Marge Simpson

„Ein Herz und eine Seele“ spiegelte am Beispiel einer Kleinbürgerfamilie den Epochenwandel nach 1968, als die obrigkeitshörigen Patriarchen auch in der untersten westdeutschen Mittelschicht in die Defensive gerieten. Der Reiz der Sendung bestand darin, dass Tetzlaff nicht einfach bloßgestellt wurde, sondern seinen Tiraden ein großer, komisch befreiender Reiz innewohnte – ähnlich wie der weniger politisch aufgeladenen Dummheit eines Homer Simpson. Und ähnlich wie Homers Gattin Marge hatte auch Else Tetzlaff innerhalb dieser Familienkomödie die dramaturgische Funktion, die Familie zusammenzuhalten, indem sie passiv aggressiv alles Schlimme und Böse ausblendete – was dann ebenfalls sehr witzig sein konnte.

Elisabeth Wiedemann, die bei Tatjana Gsovsky zur Tänzerin ausgebildet worden war, gehörte in den Fünfzigerjahren zum Theaterensemble von Gustaf Gründgens in Düsseldorf. Sie spielte neben „Ein Herz und eine Seele“ noch in vielen weiteren großen Fernsehproduktionen – beispielsweise in „Das Millionenspiel“ oder „Die Geschwister Oppermann“. Ihr letzter Auftritt ist 2012 in „Der Dicke“ mit Dieter Pfaff verzeichnet. Danach ging sie in ein Pflegeheim im oberbayrischen Marquartstein, wo sie am Mittwoch im Alter von 89 Jahren gestorben ist.

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