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Moidele Bickel

© Ruth Walz

Zum Tod von Moidele Bickel: Sie zog alle an

Im Alter von 79 Jahren ist die bedeutende Kostümbildnerin Moidele Bickel in Berlin gestorben.

Sie gehörte zur Seele des Theaters, das ohne sie nackt und oft auch körperlos gewesen wäre. Moidele Bickels Kostüme waren die Kleider, die Leute machten, sprich: Menschen, Schauspieler, Fantasien, Wirklichkeiten. Ab Ende der 1960er Jahre hatte sie im Frankfurter Theater am Turm und danach an der Berliner Schaubühne und bei den Salzburger Festspielen für Claus Peymanns frühe Handke- und Bernhard- Uraufführungen die Kostüme entworfen. Peter Steins legendärer „Peer Gynt“, seine Antikenprojekte, hallenfüllende Shakespeare-Weltreisen, seine fast filmrealistische Annäherung an Tschechows „Drei Schwestern“, sein 22-stündiger rollenwimmelnder „Faust“ wären hüllenlos, also auch formlos geblieben ohne Moidele Bickels Kostümbilder, die Regie und Szene mitgeprägt haben. Oder denken wir an Robert Wilsons „Death, Destruction & Detroit“: Otto Sanders in die Theaterhimmelgeschichte eingegangener Stepptanz, undenkbar ohne MB’s fabelhafte Knickerbocker mitsamt zugehörigen Schuhen. Auch Botho Strauß’ Figuren waren in Steins und Luc Bondys Inszenierungen von Kopf bis Fuß auf Bickel eingestellt. So hat sie auch Opern mit ausgestattet, von Berlin bis Paris (und 2014 noch „Charlotte Salomon“ für Bondy in Salzburg); sie hat ebenso fabelhaft mit Klaus Michael Grüber gearbeitet und mit Patrice Chéreau. Für die Kostüme in dessen „Bartholomäusnacht“-Film erhielt sie auch eine Oscar-Nominierung, und „Das weiße Band“ von Michael Haneke trug ihre Handschrift. Mit 79 Jahren ist die gebürtige Münchnerin Moidele Bickel am Pfingstmontag in Berlin gestorben.

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