Die Sieger im Block III stehen fest
Der Plögersche Gasthof an der Ecke Friedrich-Ebert-Straße/Schlossstraße im Block III.
Quelle: Pro Potsdam
Innenstadt. Vorhang auf für das neue Wohnkarree auf dem FH-Areal gegenüber vom Landtag: Seit gestern steht fest, welche sieben Angebote in dem langwierigen, anonymisierten Auswahlverfahren das Rennen gemacht haben. Den Zuschlag haben neben Projektentwicklern, Privatinvestoren und Selbstnutzern auch zwei große Potsdamer Genossenschaften bekommen, die Wohnungsgenossenschaft „Karl Marx“ und die Potsdamer Wohnungsgenossenschaft (PWG) 1956. Die neun Lose in Potsdams Spitzenlage sollen mit 14 Gebäuden bebaut werden, in den – nur teilweise öffentlichen – Innenhöfen werden Remisen stehen.
Neben Wohnen wird es viel Gastronomie, Galerien und Kleingewerbe geben. Ab Ende 2019 sollen sich die ersten Kräne drehen – die ersten Bewohner können voraussichtlich 2021 einziehen, wie Baudezernent Bernd Rubelt (parteilos) und die Sanierungsträger-Geschäftsführer Bert Nicke und Sigrun Rabbe bei der Vorstellung der „Erstplatzierten“ in der Jury-Hitparade erklärten. Ausschlaggebend für die Bewertung waren nicht nur die Architektur, sondern auch Kriterien wie Sozialwohnungsbau oder kulturelle Nutzung.
Brauerei mit Gastronomie
Aber wie hat man sich das Gesicht des neuen Viertels nun konkret vorzustellen? Klar ist: Es wird ein Mix aus alt anmutender und moderner Architektur. Die vier Eckgebäude bekommen historisierende Fassaden. Eine bekannte Größe in der Potsdamer Geschichte war der Plögersche Gasthof – einst eine der ersten Adressen. Für den Nachbau und das angrenzende Gebäude hat sich die PWG 1956 als Bestbieter durchgesetzt. Im neuen Plögerschen Gasthof gibt es auch wieder Gastronomie – eine Brauerei mit Gastronomie. Auch im Knobelsdorff-Haus, das an der Ecke Schlossstraße/Alter Markt mit Blick auf den Obelisken gebaut wird, ist Gastronomie geplant. Für dieses Objekt bekam der Hamburger Investor Rockstone Real Estate den Zuschlag.
Der nördliche Bereich des Wohnkarrees wird von der neuen Schwertfegerstraße begrenzt. Sie wird von der Friedrich-Ebert-Straße aus in Richtung Nikolaikirche abzweigen. An der Ecke wird ebenfalls eine historische Landmarke – ein Teil des alten Achtecken-Ensembles – wiedererstehen. Bei diesem Gebäude und beim Nachbargrundstück Friedrich-Ebert-Straße 1/2 hat sich die Genossenschaft „Karl Marx“ durchgesetzt. Im Erdgeschoss der beiden Häuser ist Einzelhandel geplant, der Rest der Fläche ist dem öffentlich geförderten Wohnungsbau vorbehalten, sagte Vorstand Bodo Jablonowski zur MAZ.
In der Schlossstraße plant die Bietergemeinschaft eine Galerie
Die „Karl Marx“ konnte auch beim vierten Eckgebäude am Alten Markt/Schwertfegerstraße gegenüber der Nikolaikirche punkten. Hier werden die Mieten dauerhaft zehn Prozent unter dem Mietspiegel liegen, sprich: 9,50 statt 10,50 Euro pro Quadratmeter. Im Erdgeschoss und dem ersten Obergeschoss ist laut Jablonowski ein Angebot im Bereich Kultur und Bildung geplant.
Direkt zum Pressetermin war der Berliner Architekt Carsten Vogel gekommen. Mit seiner Bietergemeinschaft hat er bei zwei Losen das Rennen gemacht – die Potsdamer Wohnungsbaugenossenschaft (PBG) hatte da das Nachsehen. Vogel will in dem Gebäude gegenüber von St. Nikolai unter anderem eine italienische Enoteca mit Weinhandel und Gastronomie realisieren. In der Schlossstraße plant die Bietergemeinschaft eine Galerie.
Ein besonderer Hingucker verspricht das kleine „Fugen-Haus“ in der Schwertfegerstraße zu werden, das in einer Baufuge zwischen zwei Nachbargebäuden entsteht. Die Fassade mit Wabenstruktur ist eine Art Hommage an das Äußere des FH-Gebäudes, das bis September abgerissen wird. Aber auch der Fuge als musikalischem Kompositionsprinzip wird das „Fugen-Haus“ gerecht. Hier soll nämlich ein „Haus der Musik“ entstehen.
Das „Fugen-Haus“ an der Schwertfegerstraße wird ein „Haus der Musik“.
Quelle: Pro Potsdam
Lob gab es nach der Präsentation von der Grünen-Stadtverordneten Saskia Hüneke, die der Auswahlkommission angehört hatte. Zum einen seien viele Potsdamer Anbieter zum Zuge gekommen. Außerdem positiv: Die kleinteilige Grundstücksvergabe und der „sehr bunte“ Nutzungsmix, so Hüneke. Dezernent Rubelt hob die gelungene Kombination aus Nutzung und Gestaltung hervor. „Wenn man eine Fassade hat, hinter der kein Leben ist, dann wirkt das Ganze sehr tot.“ Im nächsten Schritt soll der Vergabevorschlag für die neun Lose den Stadtverordneten präsentiert werden, erklärte Sanierungsträgerchef Nicke.
Von Ildiko Röd
MAZ