Weil ich Jesidin bin und die Demokratie verteidige, erhalte ich Todesdrohungen, seit einigen Jahren schon. Die Drohungen betreffen aber nicht nur mich persönlich. Sie richten sich gegen das, was ich an Deutschland am meisten liebe und wofür ich als Kind von Migranten aus der Türkei dankbar bin: Freiheit. Eine große Kinokette wollte meinen Dokumentarfilm über die Verbrechen des "Islamischen Staates" nicht zeigen – aus Angst vor Anschlägen. Ein deutscher Bürger, der die Produktion des Films unterstützte, wollte im Abspann nicht namentlich genannt werden – aus Angst. Der Salafistenprediger Pierre Vogel unterstellte mir wegen meiner Kritik am Salafismus "Hass auf den sunnitischen Islam" – und machte mich damit zum Hassobjekt gewaltbereiter Islamverteidiger. Nicht wenige von ihnen kommen aus der Heimat meiner Eltern, aus der Türkei. Ich bin kein ängstlicher Mensch, aber ich spüre, wie in Deutschland immer mehr Angst geschürt wird.