[Bücherlieblinge] Der Finder und Nomaden von Michael Schreckenberg

Worum geht’s bei der Rubrik “Bücherlieblinge”?

Ich lese schon seit Jahrzehnten mit Begeisterung und entsprechend viele Bücher, die mir auch über lange Zeit im Gedächtnis geblieben sind, haben sich angesammelt. Es befinden sich nicht mehr alle Bücher in meinem Besitz, was ich bedauere, und nach und nach bemühe ich mich, diese Lieblingsbücher (wieder) in mein Bücherregal zu stellen und vorher noch einmal zu lesen. Das wird dauern, aber ich sehe darin ein Langzeitprojekt und habe es nicht eilig damit. Vielleicht gefallen mir auch heute nicht mehr alle Bücher, die ich früher toll fand, aber möglicherweise können sie mich auch heute noch begeistern. Vorstellen möchte ich sie hier im Laufe der Zeit in jedem Fall.

Dieser Blog existiert seit fast 8 Jahren. Auch in dieser Zeit haben sich Bücher für mich als Dauerbrenner erwiesen. Diese Rezensionen möchte ich auch wieder nach vorne holen. Vielleicht schaffe ich es bei einigen Lieblingsbüchern, sie aktuell nochmal zu lesen und meinen neuen Eindruck dazu zu ergänzen.

Ich hoffe, dass diese schon etwas älteren Bücher auch heute noch Leser ganz neu oder wieder begeistern können. Denn es gibt weit mehr ungeheuer lesenswerte Bücher, als die, die sich gerade in den Bestsellerlisten tummeln. Darum geht es mir bei der Rubrik “Bücherlieblinge”.

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Ich mag dystopisch angehauchte Bücher, die in Deutschland spielen. Deshalb habe ich zum Endzeit-Thriller “Der Finder” von Michael Schreckenberg gegriffen und das Buch 2013 begeistert rezensiert. Zwei Jahre später gab es dann ein weiteres Buch aus dieser düsteren Zukunftswelt, das zur gleichen Zeit wie “Der Finder” beginnt, sich dann aber auf eine Gruppe von Menschen konzentriert, die sich für einen anderen Weg entscheidet. Beide Bücher sind mir im Gedächtnis geblieben, weil mir sowohl die Grundidee gefallen hat, als auch die Umsetzung in beiden Büchern. Es scheint auch vage im Raum zu stehen, eine Fernsehserie daraus zu machen – und ich drücke die Daumen, dass daraus etwas wird.

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Meine Rezension von “Der Finder” von Michael Schreckenberg aus dem Jahr 2013:

Klappentext:

Von jetzt auf gleich sind fast alle Menschen von der Erde verschwunden. Spurlos. Daniel, der Finder, reist für eine kleine Gruppe Überlebender durch ein leeres Land, um dem Geheimnis auf die Spur zu kommen. Aber alles erscheint wie tot. Die Wuppertaler Schwebebahn steht still, im Kölner Dom ist die letzte Messe längst gelesen. Nur in den Wäldern, den tiefen dunklen Wäldern, gibt es noch Leben. Und jede Nacht erwacht es mit neuem Hunger …

So fand ich’s:

Die Gruppe Klassenkameraden, allen voran der Ich-Erzähler, „Finder“ Daniel, müssen sich in einer fast menschenleeren Welt neu orientieren und tun dies, so gut sie das – ohne Vorbereitung und spontan in diese Lage geworfen – können. Sie treffen nicht immer die besten Entscheidungen, versuchen aber, so gut wie möglich über die Runden zu kommen. Es gibt keine Regierung, keine Polizei, keinen Notruf, der funktioniert, und plötzlich wird man quasi ins Mittelalter zurückgeworfen. Ich habe mich öfter gefragt, wie man selbst damit klar kommen würde? Und zu allem Übel tauchen auch noch unheimliche nächtliche Angreifer auf.

Ich kenne die Gegend, in der das Buch spielt, selbst kaum. Leuten, denen die Städte und die Region zwischen Wuppertal und Köln vertraut sind, dürfte dieses Endzeit-Szenario noch um einiges gruseliger vorkommen als mir. Die Vorstellung, sich ganz alleine durch eine menschenleere Welt zu bewegen und die verlassenen Städte, verwilderte Hunde und ausgebrannte Häuser zu sehen, war manchmal so unheimlich, dass ich das Buch nicht nachts im Dunkeln lesen wollte.

Die klare, schnörkellose Thriller-Schreibweise, die nicht detailverliebt schwafelt, sondern Dinge knackig auf den Punkt bringt, gefällt mir persönlich ausgesprochen gut. Man muss sich aber auch darüber im Klaren sein, dass auf 321 Seiten nicht alle Facetten der „Zeit nach der Menschheit“ beleuchtet werden können. Es handelt sich hier eher um eine spannende, zügig lesbare Abenteuergeschichte und der philosophische Aspekt wird nur angedeutet.

Am Ende wird uns eine Auflösung und Erklärung geboten, die ich okay fand, es hätte mir persönlich aber besser gefallen, wenn es keine Auflösung gegeben hätte.

Das Original-Cover erinnerte eher an einen historischen Roman und hat mich gar nicht angesprochen, sondern hätte mich fast vom Kauf abgehalten, weil ich befürchtete, nicht das im Buch zu finden, was mich interessiert. Inzwischen gibt es auch ein anders gestaltetes Cover, das ich oben abgebildet habe, und das meiner Meinung nach viel besser zur Geschichte passt. Denn mein Eindruck vom ursprünglichen Cover hat getäuscht und mich hat das Buch gefesselt und spannend unterhalten. Das wird sicher nicht mein einziges Buch dieses Autors bleiben.

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Meine Rezension von “Nomaden” von Michael Schreckenberg aus dem Jahr 2015:

Darum geht’s:

Die Menschheit ist verschwunden, nur vereinzelt sind ein paar Leute noch da. Keiner weiß, was passiert ist, aber eines ist klar: das Überleben muss irgendwie gesichert werden. Nachdem sich der Schriftsteller Jo und seine Schulfreundin Sonja eine Weile alleine durchgeschlagen haben, schließen sie sich doch der Gruppe aus ihrer ehemaligen Schulklasse an. Sie wollen durch das Land ziehen, beweglich bleiben und sich von dem ernähren, was die Zivilisation zurückgelassen hat. Doch nicht nur die unbekannten Wesen, die nachts auftauchen, sondern auch andere Menschen können ihnen gefährlich werden.

So fand ich’s:

Nachdem mir „Der Finder“ schon richtig gut gefallen hat, war ich sehr neugierig und freute mich auf „Nomaden“. Im gleichen Endzeit-Szenario erzählt „Nomaden“ die Geschichte einer anderen Gruppe von Menschen, die sich in einer fast menschenleeren, aber trotzdem sehr gefährlichen neuen Welt zurecht finden muss. Anfangs überschneidet sich die Handlung sogar mit der des „Finders“, es handelt sich aber nicht um eine Fortsetzung, sondern spielt zur gleichen Zeit wie der Finder.

Neben Ich-Erzähler Jo gibt es noch so einige andere Personen, die aus ihrer Sicht die Ereignisse wiedergeben. Die Kapitel sind immer mit dem Namen der Erzähler überschrieben, so dass eine Orientierung leicht fällt. Obwohl wir eine größere Gruppe von Menschen beobachten, hatte ich keine Probleme damit, sie auseinander zu halten. Die wenigen Hauptpersonen sind mit Tiefe und Individualität ausgestattet, so dass man sofort mit ihnen mitfiebert und um sie herum gibt es einen Kreis von Mitstreitern, die unterschiedlich ausführlich vorgestellt werden, je nachdem wie groß ihre Rolle ist.

Da niemand weiß, was passiert ist und wie es weiter geht, gibt es auch keinen richtigen oder falschen Weg, mit der Situation eines fast menschenleeren Deutschlands umzugehen. Die Gruppe versucht, sich bestmöglich durchzuschlagen, sieht sich aber mit unterschiedlichen Vorstellungen, mit Streit und Machtgier konfrontiert und muss sich auch gegen die unheimlichen Wesen verteidigen, die nachts das Land durchstreifen.

Wo „Der Finder“ eine auf 321 Seiten komprimierte Abenteuergeschichte ist, beleuchtet „Nomaden“ mit seinen 509 Seiten neben dem Überlebenskampf von Großstadtmenschen und dem Grusel der „Kreischer“ auch eine psychologische Komponente. Alle Regeln des menschlichen Zusammenlebens sind außer Kraft gesetzt und müssen neu verhandelt werden. Und diese Kombination der verschiedenen Aspekte fand ich ausgesprochen spannend, so dass mir nicht nur die actionreichen Sequenzen, sondern auch die ruhigeren Teile sehr gut gefallen haben.

Zu den Buchcovern sage ich höchst selten etwas, aber dieses hier fand ich (genauso wie das neu gestaltete Cover von “Der Finder”) sehr gelungen und es passt perfekt zur Stimmung des Buches.

Dieser Endzeit-Thriller aus Deutschland hat mich rundherum überzeugt und mir von der ersten bis zur letzten Seite kurzweiliges und gruseliges Lesevergnügen beschert.

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Mehr Infos zu den Figuren aus “Der Finder” und “Nomaden” sowie eine Leseprobe zu “Der Finder” gibt es hier in der “Finderwelt“. Von dort habe ich auch die Coverfotos und den Klappentext übernommen.

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6 Jahre her

Hallo Gabi,
eine schöne Idee, alte Rezensionen zu Bücher, die dir immer noch am Herzen liegen, wieder nach oben zu holen. Die Bücher hören sich beide sehr spannend an. Die merke ich mir mal. Habe ich das richtig verstanden? Die beiden Bücher spielen eigentlich zur selben Zeit, quasi im selben Setting, aber es werden zwei verschiedene Gruppen an verschiedenen Orten begleitet?
LG
Yvonne

6 Jahre her

Huhuuu,

das finde ich eine super Idee, auch mal alte Rezensionen noch mla nach vorne zukramen von Lieblingsbüchern! Und von diesen beiden habe ich noch nie was gehört. Gott sei dank, hast du sie noch mal nach vorne geholt, denn sie klingen richitg gut! Vielen Dank für den Tipp!

glg Franzi

6 Jahre her

Hallo Gabi,
die Idee, alte Lieblingsbücher noch einmal vorzustellen, finde ich toll! Habe mich auch immer mal wieder gefragt, wie man solche Bücher vielleicht nochmal hervorheben kann und finde deine Lösung echt schön. Von beiden Büchern habe ich noch nie gehört, aber sie klingen ziemlich spannend und interessant. Vielleicht wäre das mal was für mich. :)
Liebe Grüße
Anka

6 Jahre her

Danke für die Beförderung von Finder und Nomaden zu “Lieblingen”. :-) Was die Serie angeht: Es gibt ein Konzept, das ich zusammen mit einem Produzenten geschrieben habe. Wie das so ist: Er bietet es jetzt an und wenn jemand es kauft, dann wird es gemacht. Daumendrücken. ;-)